Andrè Schuens Mozart-Album: Liebhaber in vielen Gestalten

Andrè Schuens Mozart-Album: Liebhaber in vielen Gestalten

Nachdem der Südtiroler Bassbariton Andrè Schuen in den letzten Jahren die drei Liederzyklen Franz Schuberts mit dem Pianisten Daniel Heide in achtbaren Interpretationen eingespielt hatte, gilt sein neues Album nun ausgewählten Werken Mozarts.

Dieser Komponist dominierte von Beginn Schuens Repertoire, seine Interpretationen in einem halbszenischen Zyklus der Opern unter Nikolaus Harnoncourt sind noch in guter Erinnerung. Für das aktuelle Album traf der Sänger eine kluge, auch durchaus originelle Auswahl aus dem unerschöpflichen Oeuvre des Salzburger Meisters. Neben Arien aus der Zauberflöte, Figaros Hochzeit und dem Don Giovanni sind auch Lieder und Konzertarien vertreten, wobei Abfolge und Zuordnung jeweils thematisch begründet sind. Als Pamina, Susanna und Zerlina ist Nikola Hillebrand eine kompetente Duettpartnerin mit biegsamem, farbenreichen Sopran.

Aus dem Figaro sowohl den Titelhelden, als auch den Grafen, aus dem Giovanni sowohl Leporello als auch Giovanni zu interpretieren, ist eine originelle Idee, nötigt den Hörer aber zu unterschiedlichen Bewertungen.

Dem schlanken Kavaliersbariton Schuens liegt der geschmeidige Graf deutlich besser, als der hemdsärmelige Titelheld, für den Leporello fehlt ihm die kupplerische Bosheit, sein Giovanni ist dagegen das Highlight der CD. Kleine Defizite hat der Papageno, der schön gesungen wird, aber den pfiffigen Volkston schuldig bleibt, den man in dieser Partie erwartet. Das Mozarteumorchester Salzburg unter Roberto González-Monjas ist hier in seinem Element und bereitet dem Sänger eine mehr als nur solide Basis.

Uneingeschränkt gelungen sind die Konzertstücke und Lieder. Die Freimaurer-Kantate „Die ihr des unermesslichen Weltalls Schöpfer ehrt“, zwei italienische Konzertarien, die Lieder „Abendempfindung“ und „Das Traumbild“ werden von Daniel Heide subtil begleitet. Originell ist die Idee, das Lied „Komm, liebe Zither“ dem Ständchen Giovannis voranzustellen, beides in gekonnter Begleitung Avi Avitals auf der Mandoline.

Andrè Schuen ist mit diesem Album eine überzeugende Visitenkarte seiner Interpretationskunst gelungen. Mehr noch als bei seinen Schubert-Einspielungen überzeugt er mit seinem warmen, geschmeidigen Bariton, klarer Diktion und interessanten interpretatorischen Ansätzen. Man erlebt Mozart-Gesang auf sehr hohem Niveau.

Andrè Schuen  Mozart

Mozarteumorchester Salzburg

Roberto González-Monjas
Avi Avital
Daniel Heide
Nikola Hillebrand

Deutsche Grammophon 486 7186

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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