Diese beiden kurzen Einakter für eine Aufführung zu kombinieren, folgte im Frankreich des 18. Jahrhunderts durchaus gebräuchlicher Aufführungspraxis.
Rameaus Pygmalion, 1748 entstanden, avancierte zu einer der erfolgreichsten Kurzopern jener Epoche, die man auch als „Acte de Ballet“ bezeichnete.
Die Kombination mit dem Werk eines anderen Komponisten war zu dieser Zeit nicht unüblich. Pierre Isos Zémide war schon drei Jahre früher uraufgeführt worden, der Komponist war aber gut 30 Jahre jünger als Rameau, gehörte also einer späteren Generation an. Im Gegensatz zu Rameau ist Iso heute weitgehend vergessen, es ist nur wenig über den Komponisten bekannt, die Zahl der von ihm überlieferten Kompositionen ist ebenfalls überschaubar.
Die beiden Einakter wurden Ende November und am 1. Dezember 2024 in der Concert Hall von Namur eingespielt. Das Ensemble a nocte temporis unter der Leitung von Reinoud Van Mechelen stellte das Orchester. Van Mechelen sang auch die Hauptrolle des Pygmalion, sein an Nuancen reicher Tenor gibt der Rolle Statur und Tiefe.
Für Isos Zémide ist dies die Welt-Ersteinspielung. Für die Titelrolle ist die Kanadierin mit mazedonischen Wurzeln, Ema Nikolovska, eine ausgezeichnete Wahl, ihr runder, voll tönender Mezzosopran verbindet sich bestens mit dem lyrischen Timbre des Soprans von Gwendoline Blondeel. Die Besetzung ergänzt der Bariton Philippe Estéphe als Phasis.
Ist diese Pygmalion-Einspielung nur eine von vielen, so ist Isos Oper nun erstmals auch auf Tonträgern verfügbar. So erweitert sich der Katalog des CVS-Labels abermals um eine Rarität.
Rameau, Pygmalion
Iso, Zémide
A nocte temporis
Reinoud Van Mechelen
CVS 174
zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de